Für Menschen, welche gerne wissen wollen, ob sie gerade einen guten oder einen schlechten Tag verbringen wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch den Wiener Psychologen Hermann Swoboda und den Berliner Arzt Wilhelm Fliess die Idee des Biorhythmus ins Leben gerufen. Der Biorhythmus ist eine wissen-schaftlich unbelegte Theorie, die besagt dass gesundheitlich gute und schlechte Tage im Leben Gesetz-mäßigkeiten unterliegen und somit berechnet werden können. Die Lehre geht von drei Sinuskurven mit unterschiedlicher Periodendauer aus: Der körperlichen Kurve, mit einer Periodendauer von 23 Tagen, der emotionalen Kurve, mit einer Periodendauer von 28 Tagen, und der geistigen Kurve, mit einer Perioden-dauer von 33 Tagen. Populär wurde der Biorhythmus in den 1980er Jahren, als man dank den ersten aufkommenden programmierbaren Taschenrechner und Heimcomputer, diesen einfach selber berechnen konnte.
Bereits 1965 brachte Certina das erste Modell der Biostar auf den Markt. Die erste (und meines Wissens auch einzige) Armbanduhr, von welcher man seinen Biorhythmus ablesen konnte. Die Biostar (Referenz 7301 050) hatte das Handaufzugswerk 28-163 verbaut, das ein Derivat des 28-161 mit zusätzlichem Biorhythmus-Mechanismus war.
In der Biostar Electronic, welche ab 1971 angeboten wurde, verrichtete dann ein ESA 9154 Dynotron seine Arbeit, welches von Certina ebenfalls mit einem zusätzlichen “Biomechanismus” ausgestattet wurde und die interne Bezeichnung 28-353 erhielt (siehe Abbildung links). Vorgestellt wurde dieses Modell erstmals an der Schweizer Mustermesse (MUBA) 1971 in Basel. Neben den beiden Armbanduhr-Modellen gab es die Biostar auch als Taschen- und Tischuhr.
Bei allen Modellen der Biostar-Reihe musste der von Certina patentierte “Biomechanismus” zuerst auf die Geburtsdaten des Trägers eingestellt werden, damit das “Rhythmogramm” korrekt angezeigt wurde. Dazu musste die Uhr geöffnet und die Phasenscheiben nach den entsprechenden Einstellwerten synchronisiert werden. Falls Sie genau dies vorhaben, gibts hier die entsprechende Anleitung.
Die Einstellwerte konnten z.B. bei der Biorhythmik AG in Basel nachgefragt werden. Dort konnte man ebenfalls Unterlagen über die Biorhythmik-Theorie und Biokarten anforden. Das Geburtsdatum konnte auf der Innenseite des Gehäusebodens in eine dafür vorgesehene Aussparung eingeritzt werden. Die Biostar Electronic gab es neben der Armband- auch als Taschenuhr (Ref. 7501 050), sowie als eckige Tischuhr (Ref. 721 3549 25).
Nun, die Biorhythmik-Idee scheint sich nicht durchgesetzt zu haben, und so verschwand Mitte der Siebzigerjahre auch diese, wie ich finde durchaus interessante, Komplikation aus der Uhrenwelt.
Modell | Referenz | Kaliber | Abmessungen mm | Bemerkungen | |
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Biostar Handaufzug | 7301 050 | Certina 28-163 | D: 35.0 H: 10.0 |
Handaufzug. Ca. 1965 bis 1970 |
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Biostar Electronic | 7501 001 | Certina 28-353 ESA 9154 |
39 x 44 x 14 BA: 20 |
Diverse Zifferblattvarianten 1971 bis 1974 |
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Biostar Electronic | 7506 001 | Certina 28-353 ESA 9154 |
39 x 44 x 14 BA: 20 |
Gehäuse 20 Micron goldbeschichtet ZB in gold oder silber 1971 bis 1974 |
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Biostar Electronic Taschenuhr |
7501 050 | Certina 28-353 ESA 9154 |
41 x 46 x 14 | Zifferblatt in dunkelblau und silber erhältlich 1971 bis 1974 |
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Biostar Electronic Tischuhr |
721 3549 25 | Certina 28-353 ESA 9154 |
39.5 x 39.5 x ? | Zifferblatt in dunkelblau und gold erhältlich Ca. 1974 |
Links zum Thema
- Hartmut Wynen Technische Infos zur Biostar von Hartmut Wynen
- Biorhythmus-Rechner Berechnen Sie online Ihren Biorythmus